Angesichts eines schnell wachsenden globalen E-Commerce-Marktes, der bis 2026 ein Volumen von 8,1 Milliarden US-Dollar erreichen soll (Quelle: Statista), versuchen auch Marktplätze, ihre Einnahmen zu diversifizieren und sich auf internationaler Ebene zu etablieren. Wenn Unternehmen versuchen, über die Landesgrenzen hinaus zu expandieren, müssen sie neue Herausforderungen bewältigen, insbesondere was die Abwicklung internationaler Zahlungen betrifft. Die Anpassung des Mixes von Zahlungslösungen an lokale Gewohnheiten ist dann nicht nur ein strategischer Vorteil, sondern eine Notwendigkeit, um die Konversionsraten zu erhöhen und Vertrauen bei den Nutzern zu schaffen.
Warum sollte man seinen Marktplatz internationalisieren?
Die Internationalisierung eines Marktplatzes ermöglicht den Zugang zu neuen Märkten und bietet damit eine beträchtliche Wachstumschance. Indem ein Marktplatz in mehrere Länder expandiert, kann er ein viel größeres und vielfältigeres Publikum erreichen und so seinen Umsatz steigern. Dies ermöglicht es auch, seine Kundschaft zu diversifizieren und nicht mehr von einem einzigen Markt abhängig zu sein. Darüber hinaus stellt die Positionierung auf internationaler Ebene einen starken Hebel zur Differenzierung dar, indem man sich von lokalen Konkurrenten abhebt, die diesen Schritt noch nicht getan haben.
Die Herausforderungen internationaler Zahlungen für Marktplätze
1. Die Heterogenität der Zahlungsmittel
Jedes Land hat seine eigenen Zahlungsvorlieben, und es ist entscheidend, einen Zahlungsmix anzubieten, der den lokalen Erwartungen entspricht, um so die Chancen auf eine Konversion zu maximieren. Tatsächlich bevorzugen laut WorldPay 77% der Verbraucher lokale Zahlungsmethoden, wenn diese verfügbar sind. In den Niederlanden ist beispielsweise iDeal die am häufigsten genutzte Online-Zahlungsmethode, während in Deutschland Sofort eine sehr beliebte Lösung ist. In Europa ist PayPal nach wie vor ein wichtiger Akteur, aber es ist auch wichtig, die zunehmende Bedeutung von „Digital Wallets“ wie Apple Pay oder Google Pay zu berücksichtigen. Diese lokalen Besonderheiten zu ignorieren, könnte zu Warenkorbabbrüchen führen, da die Nutzer Zahlungsmethoden bevorzugen, die sie kennen und denen sie vertrauen.
Jeder Markt hat seinen eigenen Rechtsrahmen, und die Marktplätze müssen sicherstellen, dass sie die verschiedenen lokalen Gesetze einhalten, um Strafen zu vermeiden. Dazu gehört auch die Einhaltung von Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung und von Datenschutzrichtlinien wie der DSGVO in Europa. Darüber hinaus schreiben spezifische Verpflichtungen wie die PSD2 und PSD3 (Richtlinie über Zahlungsdienste) in Europa hohe Standards für die Sicherheit und Authentifizierung von Zahlungen vor, wobei Instrumente wie die starke Authentifizierung („SCA“) zum Einsatz kommen.
3. Die Sicherheit und das Betrugsrisiko
Jedes neu erschlossene Land bringt neben Chancen auch eine Reihe von Sicherheitsrisiken mit sich, wobei die Sicherheitsbestimmungen oft von Land zu Land unterschiedlich sind. Im Jahr 2022 kostete Online-Betrug weltweit 41 Milliarden US-Dollar, und bis 2024 könnte diese Zahl auf 48 Milliarden US-Dollar steigen (Quelle: Juniper Research). Um diesen Risiken vorzubeugen, müssen Marktplätze unbedingt robuste Systeme zur Betrugserkennung und -vorbeugung einrichten, wie z. B. Tools zur Überwachung verdächtiger Transaktionen, starke Benutzerauthentifizierung etc. Die Zusammenarbeit mit einem Zahlungsdienstleister, der über Fachwissen in der Zahlungssicherung verfügt, ist unerlässlich, um die Gelder und Daten der Nutzer zu schützen und gleichzeitig ein reibungsloses Zahlungserlebnis aufrechtzuerhalten.
4. Die Komplexität der operationellen Prozesse
Die Verwaltung internationaler Zahlungen bedeutet für Marktplätze eine hohe operationelle Komplexität, insbesondere im Hinblick auf die Bankabstimmung. Bei jeder grenzüberschreitenden Transaktion sind verschiedene Zeitzonen und Banksysteme beteiligt, was die Verwaltung und Verfolgung der Finanzströme erschwerten. Die Bankabstimmung, d.h. der Abgleich zwischen erhaltenen Zahlungen und erfassten Verkäufen, wird zu einem zeitaufwändigen und fehleranfälligen Prozess. Um diese Hindernisse zu überwinden, ist es entscheidend, über die richtigen internen Ressourcen und Fähigkeiten zu verfügen oder sich auf einen Zahlungsdienstleister zu verlassen, der diesen Prozess automatisieren kann, um die Finanzströme effizient zu verfolgen und Buchungslücken zu vermeiden.
5. Die Nutzererfahrung und die Abbruchrate
Die Nutzererfahrung beim Bezahlen ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Marktplatzes. Ein Zahlungsprozess, der zu komplex ist oder keine lokalen Zahlungsmethoden anbietet, kann zu einer hohen Warenkorbabbruchrate führen. Kunden erwarten eine reibungslose, schnelle und sichere Erfahrung, unabhängig von ihrem Herkunftsland. Wenn lokale Zahlungsmethoden nicht unterstützt werden oder es beim Bezahlen zu Problemen kommt, verlassen sie die Website möglicherweise, bevor sie den Kauf abschließen. Um diese Abbrüche zu verringern, ist es entscheidend, eine intuitive, auf den jeweiligen Markt zugeschnittene Zahlungsschnittstelle anzubieten und gleichzeitig eine mehrsprachige Navigation und einen reaktionsschnellen Kundensupport zu gewährleisten.